Reisebericht November 2012
Ich möchte mir kurz vorstellen, ich heiße Petra Rogg und bin für die saarländischen Vermittlungen zuständig. Das ist mein erster Reisebericht, also wundert Euch nicht wenn er sich von den bisherigen im Stil unterscheidet.
Die November Fahrt wurde mit einem neuen Team geplant - Petra aus Hagen,Sabine und mir.
Die 40+ Truppe ! Na dann konnte es ja los gehen. Petra kam mit dem TIN Transporter am Mittwoch Nacht zu mir -nach einem Teller Spaghetti um 0 Uhr gingen wir ins Bett - der Bauch war voll und die Nacht kurz.
Donnerstag früh luden wir noch die restlichen Spenden ein und los ging es nach Bayern um dort Sabine aufzupicken. Dort angelangt, wurde der Transporter noch mit etlichen Spenden bestückt. Eigentlich war danach nicht einmal mehr Platz für eine Stecknadel - herzlichen Dank an alle die uns so toll mit Spenden unterstützen !!!
Die Fahrt war kurzweilig wir fuhren über den Spessart, über die Österreich, dann Slovakei bis nach Ungarn es kam mir vor wie ein Abreißkalender - so folgen die Stationen vorbei. Es war spät als wir in Nagykanzia ankamen - wir waren müde und es war kalt. Ein Dreibett Zimmer - irgendwie sehr gemütlich wie eine Pyjamaparty - nur ohne Party.
Am nächsten Morgen - endlich wir konnten das Tierheim in Nagykanzia besuchen. Dort hilft kein Tierschutzverein und die Leute Vorort sind auch gegenüber Fremden etwas zurückhaltend eingestellt.
Ein großes Gelände, mit vielen Zwingern, Hunde an kurzen Ketten, Katzen die dort eben irgendwie auch wohnen. Die Zwinger waren voll. Meist ein Rüde mit 2 Damen. Viele wunderschöne Hunde, einige verletzte Tiere. Eine Hündin die sich nur noch unter starken Schmerzen bewegen konnte - wir sagten sofortige Hilfe zu. Sie mußte dringend zum Tierarzt - die Kosten werden von uns privat getragen.
Ein alter Rüde an einer kurzen Kette - bellte schwach und kehlig und wir sahen in welch furchbaren Zustand der arme Kerl war. An der Bauchseite war unschwer eine Geschwulst zu erkennen. Trotz seiner Not schwänzelte er so freundlich in der Hoffnung das wir ihr noch eine Weile streicheln würden - am liebsten für immer...
Wir brauchen Hilfe ! Ihr Hundefrauchens und Herrchens da draußen - bitte spendet für den Tumorhund -
er muss operiert werden ! Gebt den armen Kerl eine Zukunft !
Während wir ein Teil der Spenden ausluden fielen uns die doch recht vielen Katzen ins Auge. Einige saßen in Gruppen unter Büschen und sonnten sich, andere waren krank das konnte man den armen Wesen ansehen. 3 Katzenbabys saßen in einem Korb. Es war dort zugig - Jenny eine ältere Dame die sich dort immer wieder um die Katzen bemüht erklärte uns sie würde 2 der Katzenbabys mitnehmen und aufpeppeln. Ein kleiner roter Kater - er erinnerte mich so sehr an meinen Maddy als er klein war - lag nur noch da die Pupillen geweitet. Ich versuchte ihn zu füttern - er konnte nicht - war am gehen... Ich hielt ihm im Arm - es gab nichts zu tun, die Zeit lief wie die letzten Körner Sand durch ein Uhr. Ich legte ihn in das Körbchen und deckte ihn zu, er schlief ein.
Wir fuhren weiter nach Kaposvar. Die Stimmung war mehr als gedrückt - die Bilder eingebrannt. Wie können wir am besten dort helfen ? Viele stellen sich so eine Hilfe ganz einfach vor - hinfahren Hunde einladen fertig. Aber das geht nicht. Auflagen müssen eingehalten werden, Gesetze berücksichtigt, Vorgehensweise mit Ämtern abgestimmt, ich selbst habe Bauklötze gestaunt wie umfangreich so ein Konstrukt sein kann -
und das alles läßt sich nur dann machen wenn das Tierheim auch mitspielt und seinen Part in Sachen Genehmigungen(Traces) in Ungarn erfüllt. Wir werden uns mit allen Mitteln dafür einsetzen !
Also auf nach Kaposvar. Angekommen liefen wir den Weg durch den Wald zum Tierheim. Wie friedlich alles war. Ich war das letzte Mal im Frühjahr in Kaposvar, dort habe ich meine kleine Lolka das erste Mal gesehen. Ich schluckte - es war eine schreckliche Erinnerung.
Oben ankommen wurden wir sehr herzlich von den Tierheimleiterinnen begrüßt. Wie leer das Tierheim geworden ist.
Ja da waren wir. Apacs saß noch im gleichen Zwinger - er wartet immer noch auf das große Glück! Schon x mal reserviert und immer wieder Absagen. Und da war noch Tigris - der Schmusehund. Keine Anfrage - Leute ihr verpasst was so eine Schmusebacke ! Und Kantor - mein Gott ich habe ihn gar nicht wieder erkannt - die neuen Bilder sind bestimmt in Kürze auf unserer Homepage - er hat sich zum Brachtburschen gemausert ! Und Fitti - sein Auge ist ganz verheilt ! Und Aladin und Abby in einem gemeinsamen Zwinger - für Szmormok hatte ich sogar ein Päckchen aus dem Saarland dabei. Irgendwie wurde ich ganz schwermütig - so kurz vor dem Ende einer Ära. Wir haben von dort soviele Hunde vermittelt - Kaposvar war für so viele Hunde die Tür nach Deutschland.
Es wurde noch kurz abgesprochen wann wir am Samstag die Hunde laden werden und schon ging unsere Reise weiter nach Dombovar. Dort trafen wir auch Marlou. Ich staunte was sich dort alles getan hatte. Reservierungszwinger wurden dort aufgebaut. Es gab Wasser ! Eine Leitung ! Besser gesagt ein Meilenstein! Was Marlou mit TIN dort bewegte - großes Kompliment !
Auf den Weg nach Mohac kehrten wir ein und gönnten uns Essen. Wir zwar waren schmutzig und stanken wie die Iltisse- aber der Hunger gab uns das Selbstvertrauen in dieses (übrigens sehr gut riechende) Restaurant zu maschieren. Nur soviel - wir haben das warme Essen genossen, haben neue Pläne
geschmiedet und haben uns wohl gefühlt. Wir sind nicht nur Kolleginnen - wir sind Freundinnen! Das tröstet bei so machen traurigem Erlebnis.
Nach einer herzlichen Verabschiedung von Marlou fuhren wir nach Mohac, dort kamen wir erst spät am Abend an. Wir waren totmüde und hatten die Bilder des Tages im Kopf. Während Petra und Sabine noch lange sprachen, schlief ich ein - morgen ist der große Ladetag ...
Endlich morgen - endlich los... In Mohacs angekommen wurden wir sehr herzlich begrüßt. Judith - meine
Freundin (!) - knuddelte mich gleich und fragt "Du gut ?" - ich "Ja" und "Du?" - Antwort " Hm Hm" --alles klar! Wir haben uns sehr gefreut uns wieder zu sehen ! Auch Peter war da, der nette ältere Herr auf den Fotos - ein echter Charmeur und immer hilfsbereit !
Wir luden noch die restlichen Spenden aus. Dann gingen wir gemeinsam mit Marlou durch alles Zwinger und
aktualisierten unsere Daten. Dank der tollen Kamera von Petras Mann Detlef (lieber Detlef Du bist ein Mann für alle Fälle !) war es uns diesmal möglich noch soviele Bilder mehr zu machen.
Die Bestandaufnahme lief uns schnell von der Hand. Soviele tolle Hunde ! Oh hätte ich nicht schon 3... es ist immer das gleiche ;-)) Wir machten den Transporter reisefertig, was bedeutet die Trinknäpfchen
an die Gittertüren der Boxen geklippt. Alle Boxen mit Handtücher oder Bettwäsche weich ausgelegt. Wassertank gefüllt. Es war Zeit für eine kleine Pause vor dem großen Start. Wir fuhren nach Mohacs - aßen eine Pizza und fuhren zurück nach Mohacs. Hier wurden gegen 18 Uhr die Hunde geladen. Alle wurden sorgsam in die Boxen verstaut. Noch ein kleiner Hundekecks für die Gäste und dann traten wir den Rückweg Richtung Bonyhad an. Dort bekamen wir Opi - der trotz seiner Größe in die Box getragen wurde.
Wir sahen den Rotti Cesar auf dem Grundstück laufen. Was für ein schöner und stolzer Hund! Petra streichelt ihn liebevoll und er bettelte sie solle nicht aufhören... aber wir mußten weiter. Die
nächste Etappe war nur von dem Gedanken beherrscht wie vermitteln wir Rotti. Wir waren alle drei von der Geschichte Opis und Cesars gerührt, die als Welpen gemeinsam auf das Grundstück kamen ein Leben als Wachhundteam dort verbrachten und jetzt - da ausgedient - getötet werden sollten. Das werden wir nicht zulassen, da waren wir uns einig ! Opi weinte und bellte in der Box. Wir hofften dass er einschlief. Jeder Wuff machte uns trauriger - denn wir wußten das wir ihn auch von seinem Freund getrennt hatten - um sein Leben zu retten - um ihm eine Zukunft zu geben ..
Der nächste Halt war dann in Dombovar. Es war stockdunkel und abgelegen. Ich fürchtete mich. Petra wollte eine Zigarette rauchen gehen- was ich ihr verbot ! Keiner verläßt den Transporter - nicht an diesem
Gott verlassen Ort ! Aber da war schon ein Licht zu erkennen. Marlou kam und meine Angst ging. Ein netter Holländer fuhr hinter ihr her - er war die Pflegestelle von klein Tessi. Als wir die Hunde aus den Pflegestellen luden, fühlte ich wie schwer es für den Mann war den Hund gehen zu lassen - immer wieder sprach er mit der kleine Maus auf holländisch und küßte ihr den Kopf. Wieder war ich den Tränen nah. Ich wußte was er ihr sagte.. Wie großartig diese Menschen sind !
Petra blieb beim Transporter und wir gingen gemeinsam mit dem Tötungsmann in die Anlage. Ein wunderschöner Husky mit seiner kleinen schwarzen Freundin wurden an diesem Tag in der Tötung abgeben.
Sie wurden gemeinsam auf der Straße eingefangen. Das kleine Hundemädchen war abgemagert bis auf die Knochen und versuchte immer wieder zu ihrem Freund den Husky zu gelangen. Aber der Mann aus der Tötung hatte ihnen getrennte Zwinger zugewiesen. Der Mann kündigte an das er einen der Hunde umbringen wird, dieser würde ihn aufregen und immer seinen Wassernapf umwerfen.
Marlou reagierte sofort. Nein, nein wir nehmen den gleich mit und schon hatte die Pflegestelle wieder einen neuen Mitbewohner.
Wir holten die Hunde aus den Zwinger die mit nach Deutschland durften. Ich nahm Korki auf dem Arm.
Er hatte keine Angst - er wedelte mit dem Schwanz ! Dann wieder zurück durch die dunkle, kalte Nacht zum Transporter. Wir verabschiedeten uns von Marlou und dem netten holländischen Herrn und fuhren los - Kilometer fressen ...
Wir fuhren die Nacht durch - in Tennelohe verließ uns Sabine mit 5 Hunden die von ihr aus den Weg in ihr neues Heim finden würden - dann Würzburg, liebe Adoptanten danke für die Spenden und danke das ihr so lieb seid - weiter nach Weißkirchen-Rodgau - Verzeihung fürs zu spät kommen - und nach Ransbach-wo wir (Korki, Janka und ich) von meinen lieben Mann abgeholt wurden. Ab dort fuhr Petra zum letzten Treffpunkt nach nach Hagen. Alle Hunde sind gut angekommen! Opi geht es bei seiner neuen Familie richtig gut !
Am nächsten Tag erfuhren wir das Cesar, der Rotti aus Bonyhad tot sei, er hatte seinen Kopf nicht mehr aus dem Zwingerzaun gebracht. Die Zwinger dort sind mit Baudrahtzaun sporatisch aufgebaut. Es war für uns alle unfassbar... Cesar wir werden Dich nie vergessen - ich sehe Dich dort stehen wie Petra Dich streichelt ...
Seit 2 Tagen sind wir wieder Zuhause, die Eindrücke sind immer noch so present. Viele Glücksgefühle - soviel Trauer und Bedauern, aber über alles steht die Hoffnung - es gibt noch viel zu tun !
Eure Petra