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Oktober/November - Transport von TIN

 

Dienstagmorgen kurz vor 4 Uhr, stieg ich in einen Mietwagen und fuhr los. Mein Mann und einer der beiden Hunde standen auf der Einfahrt und schauten mir traurig hinterher. Eine Kusshand und das lange geplante „Abenteuer Ungarn“  konnte beginnen. 

 

Mein Mann hatte mir vorsorglich 4 Ziele ins Navigationssystem eingetippt. Das erste Zwischenziel war ein nettes Örtchen in der Pfalz, wo ich Lisa, eine Vermittlerin von T. I. N., abholte. Bis dahin hatte ich einige Stunden vor mir und ich grübelte über die Frage, die Freunde und Bekannte mir gestellt hatten „Wofür nimmst Du diese Fahrt nach Ungarn auf Dich? Das hat doch keinen Sinn!“ Die Antwort sollte ich spätestens nach 5 Tagen kennen!

 

Nach dem ich Lisa eingesammelt hatte, machten wir uns gemeinsam auf den Weg nach Erlangen. Bei Bille vor der Tür stand der Transporter.  Bille und Sabine waren schon einen Tag vorher losgefahren, da sie einen kleinen Abstecher nach Budapest machen wollten. Schnell noch den Mietwagen weggebracht und die Fahrt im Transporter ging los. 

 

Zum Glück verstand ich mich mit Lisa von der ersten Minute an gut. Wir hatten reichlich zu erzählen, typisch Tierbesitzer, und sie wurde von mir mit Fragen über Ungarn gelöchert.  Sie war bereits schon einmal dort und so war die Fahrt durch Österreich und Slowenien nach Ungarn sehr kurzweilig.

 

Ohne große Pause kamen wir kurz nach 19 Uhr in unserer Pension in Nagykanizsa an und bezogen unser gemeinsames Zimmer.  Alles war recht klein und einfach, aber sauber und der Gastwirt war sehr nett. Er spricht sogar Deutsch.  (Nur zur Info: Kost und Logis wird von den Reisenden selber bezahlt.  Es zahlt NICHT der Verein!)

 

Wir waren noch nicht lange dort, da hören wir auch schon Sabine und Bille, die freundlich vom Gastwirt begrüßt wurden. Auch unsere Begrüßung war sehr angenehm. Sabine kenne ich jetzt bereits fast 2 Jahre, aber es ist immer noch etwas anderes, wenn man sich gegenüber steht, oder mailt. Nachdem wir in einem kleinen Lokal essen gegangen sind, fielen wir todmüde ins Bett und ich war schon auf den folgenden Tag sehr gespannt.

 

Nach einem reichhaltigen Frühstück machten Bille, Lisa und ich uns auf den Weg zum Tierheim in Nagykanizsa. Sabine hatte mit dem Dolmetscher ein Treffen und fuhr dort alleine hin. 

Als ich das erste Mal durch das Tor des Tierheimes fuhr, wurde ich so mit Reizen überflutet, dass mir ein Kloss im Hals steckte und ich den Tränen nahe war. Wir fuhren auf eine kleine Wiese, wo rechts und links Zwingerblöcke standen. In diesen waren mir von der Homepage bekannte Hunde: Szultán, Rex, Liza, Bodor, Raro, Cifra, die Huskys...  Auch waren überall Katzen zu sehen, und Arbeiter, die auf den Baustellen des Tierheimes beschäftigt waren oder die Zwinger sauber machten. Ein penetranter Geruch stieg mir in die Nase, der mich die nächsten Tage begleiten sollte. Erst da fiel mir auf, dass Bille etwas sagte, aber ihre Worte wurden vom lauten Gebell verschluckt. Zum Glück blieb mir keine Zeit, weitere Gedanken zu verlieren. Auch hatte ich meinem Mann versprochen stark zu sein. Wir waren aus dem Transporter gestiegen und Bille sagte uns, was wir zu tun hatten.

 

Wir wurden von der Tierheimleitung und einigen wenigen Mitarbeiter begrüßte, aber im Allgemeinen herrschte Distanz. Vermutlich auch wegen der Sprachbarriere.

 

Wir luden den Transporter, der mit Futter und anderen Sachspenden bis unter die Decke vollgestopft war, aus. Es war wieder eine ganze Menge zusammen gekommen. Vielen Dank an die Spender!!!

 

Anschließend machen Lisa, Bille und ich uns auf meinen ersten Rundgang durchs Tierheim. Natürlich bellten uns die Hunde fast alle an. Schließlich waren wir Fremde und gleichzeitig Eindringlinge in ihrem Tierheimalltag. Trotzdem war es mir möglich fast alle Hunde zu streicheln. Sie zeigten keine Aggression  und waren durchweg freundlich. Es gab nur einen einziger Hund, den ich mir nicht traute zu streicheln. Allerdings sah man, dass es sich hierbei um eine Angstaggression handelte. Zum Glück war die Hündin bereits vermittelt und durfte einige Tage später nach Österreich zu ihrer Familie reisen. Vermutlich hätte es ihr das Leben gekostet, wenn sie weiterhin im Tierheim hätte leben müssen.

 

Jetzt war es an der Zeit Hunde aus den Zwingern zu holen,  Katzenverträglichkeitsteste zu machen und auf einem Auslauf laufen zu lassen. Wir machten Fotos und Videos von den Hunden und versuchten sie so gut wie möglich in der kurzen Zeit kennen zu lernen.

 

Was mir positiv auffiel, dass den ganzen Tag über viele Jugendliche ins Tierheim kamen. Sie gehen mit den Hunden spazieren und kümmern sich ein bisschen um sie.

Irgendwann kam auch Sabine dazu und es wurde viel zu schnell Nachmittag.  Wir mussten das Tierheim verlassen, da es für den Tag schloß.

 

Es blieb noch nicht mal Zeit zum Duschen, da wir abends mit dem Dolmetscher Essen gehen wollten. Ich möchte nicht wissen, was die anderen Restaurantbesucher über uns stinkenden Deutschen dachten.  Aber das Essen war gut, sehr viel und günstig, wie alle Abendessen in den folgenden Tagen.

 

Auch am nächsten Tag fuhren wir wieder ins Tierheim Nagykanizsa. Heute hatten allerdings Sabine und Bille samt Dolmetscher Gespräche mit der Tierheimleitung zu führen. Lisa und ich führten die Arbeit vom Vortag fort. Es war schon erstaunlich, dass die meisten Hunde noch nicht mal mehr bellten, wenn man an ihre Zwinger vorbei ging. Sie schauten einen nur noch flehend an und buhlten um Aufmerksamkeit.

Es ist nicht möglich, dass mein Mann und ich noch einen Hund adoptieren, darum hatte ich mir  vorgenommen, keinen „Lieblingshund“ auszuwählen. Bei meinen Favoriten hielt ich mich nicht lange auf. Welpen und andere zuckersüße Hunde hielt ich auf Abstand, in dem ich mich hinter dem Fotoapparat versteckte.  Ich war schon in vielen deutschen Tierheimen, aber so viele zauberhafte Wesen habe ich noch nie auf einmal gesehen...

 

Im Tierheim entdeckten wir eine kranke alte Schäferhündin. Am Mittwoch saß sie immer in einer Ecke, konnte kaum aufstehen und zitterte den ganzen Tag. Sie war so abgemagert, dass Sabine sagte, dass der Tierarzt sie sich doch bitte anschauen sollte. Ein Transport nach Deutschland wäre in diesem Gesundheitszustand nicht möglich gewesen. Sonst hätte ich sie sofort genommen, gegen Absprache mit meinem Mann, so leid tat sie mir. Am Donnerstag kam ein Mädchen mit ihrer Mutter, um mit Gilda, der Schäferhündin, spazieren zu gehen. Sie hatte sie gefunden und ins Tierheim gebracht. Die Hündin war nicht wieder zu erkennen. Sie wurde richtig munter und man spürte förmlich die Liebe, die sie dem Mädchen gab. Sie rannte, spielte und sprang wie ein junger Hund durch den Zwinger. Wir sprachen mit den Leuten, jedoch wohnen diese in einer Etagenwohnung und es ist keine Hundehaltung erlaubt. Ich wünsche Dir alles alles Gute liebe Gilda und ein langes schmerzfreies Leben!

 

Auch der Tag war mit der Bestandsaufnahme von Hunden bis zur letzten Minute voll und bald hätten die Mitarbeiter des Tierheimes uns eingeschlossen, da ihr Feierabend für uns viel zu schnell kam.

 

Abends trafen wir uns mit Detti. Sie war die gute Seele des Tierheimes. Sie hatte 6 Jahre dort gearbeitet und kannte die Geschichten, Verhalten und Wesen aller Hunde. Ich hatte beobachten können, dass die Hunde Detti liebten. Zudem spricht sie gut Englisch und war somit T. I. N.s Ansprechpartnerin, wenn der Dolmetscher nicht vor Ort war. Detti hatte ihren Job gekündigt. Sabine und Bille versuchten beim Abendessen noch einmal mit ihr zu reden, aber vergebens. Nicht nur die Tiere werden Detti schmerzlich vermissen, auch wir! Aber der Kontakt wird weiterhin aufrecht erhalten.

 

Freitags fuhren wir noch einmal kurz zum Tierheim Nagykanizsa, um Detti an ihrem letzten Arbeitstag noch einmal Lebwohl zu sagen.  Dann machten wir uns auf den Weg zur Tötungsstation nach Dombovar. Der Weg dauerte mehrere Stunden und ich konnte einen Blick auf die reizvolle ungarische Landschaft werfen. Wir sind durch viele arme Dörfer gefahren und vor vielen Häusern und in Gärten sah man Hunde an Ketten oder frei rumlaufen. Ich wusste ja schon, dass die meisten Hunde noch nie ein Haus von innen gesehen haben.

 

In Dombovar angekommen, war nur der „Tötungsmann“ vor Ort. Leider war kein Tierschützer von Help-Dombovar dort und wir schauten uns nur die Hunde an und fotografierten einige.  Schnell machten wir uns auf den Weg zum Tierheim Mohacs, unserem eigentlichen Ziel. Sabine und Bille hatten nur den weiten Umweg gewählt, um mir die Tötungsstation zu zeigen. Vielen Dank dafür!!

 

Leider hatten wir unterwegs mit dem Scudo eine Panne. Der Auspuff hatte sich gelöst. Sabine machte sich mit dem Wagen auf kürzesten Weg zurück nach Nagykanizsa, um den Wagen noch am selben Tag reparieren zu lassen. Schließlich war die Rückfahrt für den nächsten Tag geplant und auch mit dem Wagen mussten einige Hunde reisen.

 

Bille, Lisa und ich fuhren weiter zum Tierheim Mohacs. Dort erwartete uns Marlou von Olivers Gnadenhof und die Tierheimleitung, die aus zwei Tierärztinnen besteht. Ich hatte schon viele Fotos vom Tierheim gesehen. Vor allem die Garage mit den vielen verrosteten Käfigen, wo die kleinen Hunde drin leben mussten. Aber zum Glück gehört das dank T.I.N. der Vergangenheit an. Davon konnte ich mich bei einem Rundgang vergewissern. Es fiel mir aber auch die Freundlichkeit der Mitarbeiter sehr auf, die nicht nur uns nett begrüßten, sondern auch liebevoll die Hunde streichelten.

 

Aus Zeitgründen mussten wir uns allerdings viel zu schnell verabschieden. Wir nahmen 4 Hunde mit, die über Nacht in der Quarantänestation im Tierheim Nagykanizsa bleiben sollten, um am nächsten Tag im Transporter mit uns nach Deutschland zu fahren. Bei den Tierheimmitarbeitern sah man Tränen und der Abschied viel ihnen nicht leicht!

 

Nach mehreren Stunden waren wir wieder in Nagykanizsa, brachten die Hunde ins Tierheim und gingen auch an dem Tag ungeduscht in ein nettes kleines Lokal mit sehr gutem Essen.  Sabine erzählte uns, dass zum Glück der Scudo repariert werden konnte und einer Heimfahrt nichts im Wege stand.

 

Viel zu schnell war der Tag er Abreise gekommen.  Ein letztes Mal fuhren wir ins Tierheim Nagykanizsa. Ein letzter Rundgang durch die Zwinger. Die Tierheimleiterin zeigte uns in der Quarantänestation noch schnell eine süße Foxi-Familie, die über Nacht vor dem Tierheim „entsorgt“ wurde.  Auch diese wurden für die Homepage fotografiert und gefilmt.

 

2 Tierschützer aus Dombovar brachten die vermittelten Tötungshunde, die wir sofort in den Transporter und Scudo luden. Dann waren die Mohacs- und Nagykanizsa-Hunde an der Reihe. Von keinem Hund kam irgendeine Aggression. Natürlich waren sie zum Teil nervös oder auch verängstigt, aber trotzdem war dieses Verladen einfacher als von mir gedacht.  2 Hunde, Harcos und Lena, sprangen sogar freudig in den Transporter und konnten es nicht abwarten endlich in ein neues Zuhause zu kommen.

Auch hier fiel der Abschied schwer.  Aber wir mussten uns auf den Weg machen, da viele Stunden Fahrt vor uns standen. 

 

(Peter bitte den folgenden Absatz nicht lesen!!)  Lisa hatte sich als unsere Beifahrerin die süße Bonbon ausgesucht. Sie saß wie ein Profi zwischen uns und genoss richtig die Fahrt in ihr neues Zuhause.  Ein toller Hund!

 

Nach 2 kurzen Stopps (Hunde bekamen Wasser und wir mussten tanken) kamen wir an dem ersten Treffpunkt an. Die Adoptanten winkten uns schon freudig zu. Wir übergaben die Hunde und es ist so schön die ersten Momente der neuen Menschen-Hund-Beziehung mit zu bekommen, die hoffentlich ein Leben lang hält.

 

Am zweiten Stopp wurde unsere kleine Copilotin Bonbon abgeholt und auch Anke nahm die Hunde in Empfang, die Richtung Berlin reisen mussten.  Hier trennten sich die Wege des Oktober/November-Transport-Teams. Bille war fast Zuhause angekommen, Sabine hatte noch ein Stück vor sich und Lisa und ich fuhren die Autobahn 3 weiter in Richtung NRW.  Da Emily von ihrem Bruder getrennt wurde, durfte sie weiter bei uns vorne im Transporter fahren. Auch sie benahm sich vorbildlich.

 

Nach einem weiteren Stopp in Würzburg, wo der süße Otto und Maggy aussteigen durften, kamen wir nach Frankfurt. Von dort fuhr Lisa mit Adoptanten in Richtung Heimat. Damit ich nicht alleine weiter fahren musste, ist mein Mann bis dorthin gekommen. Zusammen fuhren wir dann die letzte Stelle an, wo auch die meisten Hunde abgeholt wurden. Auch hier schaute man in glücklichen und zufriedenen Gesichtern.

 

Bei allen Stops wurden uns reichliche Sachspenden gegeben, die in den leeren Boxen verpackt wurden.  Erst beim Reinigen des Transporters habe ich gesehen, wie viel das war.  Vielen Dank noch einmal dafür. Die Hunde in Ungarn bauchen das wirklich dringend.

 

Eine Bitte habe ich noch liebe Adoptanten: Viele Leute haben glücklich ihren Hund entgegen genommen und wollten direkt zum Auto gehen, um die Heimreise anzutreten. Bitte gebt Euren neuen Hunden die Zeit für einen kleinen Spaziergang. Sie sitzen seit Stunden in den Boxen und wollen sich lösen. Durch die Bewegung werden die Vierbeiner dann auch lockerer und können schneller eine persönliche Beziehung zu Euch aufbauen. Gebt ihnen bitte die paar Minuten!!

 

Ja eine Antwort auf die Frage, warum ich die Strapazen der Fahrt auf mich nehme habe ich gefunden:  Man kann die Ansicht der Ungarn nicht von heute auf morgen ändern. Sie bringen alte Hunde ins Tierheim, um sich dafür jüngere und gesündere zu holen. Für sie sind die Tiere meistens eine Sache. Keine Familienmitglieder wie bei uns. Das werde ich nie verstehen. Aber dennoch hat sich in den 3 Tierheimen die T.I.N. betreut, in den letzten Jahren schon sehr viel Positives getan. Den Unterschied kann man auch gut auf der Homepage sehen.  T.I.N. ist auf den besten Weg! Mädels Ihr seid spitze! Danke! Und hoffentlich nehmt ihr mich noch mal mit ;-)

 

Für mich hat die Fahrt sehr viel gebracht. Ich habe wundervolle Menschen und Tiere kennen gelernt und weiß jetzt auch noch mal vermehrt zu schätzen, was wir und unsere Tiere hier in Deutschland haben. Und jeder Hund, der eine Familie durch T. I. N. findet, hat es wirklich verdient!!!

 

Eure Geli

 

@Sabine-Anmerkung: Klar Geli nehmen wir Dich wieder mit, es hat mit Euch allen sehr viel Spaß gemacht :-)

 
 
 
 
 
 
 
 
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