Reisebericht August 2015
Da mir die Projekte in Ungarn sehr am Herzen liegen, handelt dieser Bericht weniger von den einzelnen Tieren bzw. den Eindrücken vor Ort. Ich weiß nicht wie oft in schon in Ungarn war, da ist die Sichtweise mittlerweile ganz anders als bei Leuten die das erste mal das Land und die Stationen besuchen.
Wie immer im August verbinden wir den Transport in diesem Monat noch mit ein paar freien Tagen in Ungarn um etwas Ruhe und Erholung zu finden. Die Wochen vor dem Transport forderten uns mehr als genug - Hochzeiten und beruflicher Sondereinsatz, unser winziges aktives Team war ziemlich ausgebrannt. Richtigen Urlaub haben wir selten, da unsere Urlaubstage überwiegend für die Fahrten nach Ungarn verbraucht werden.
Lisa und Birte fuhren mit dem TIN-Transporter bereits am Donnerstag nach Ungarn los. Da Bille erst ab Montag nach Ungarn fahren konnte flog ich am Freitag nach Budapest um den beiden Mädels am Samstag beim Beladen des Wagens zu helfen. Am Vorabend trafen wir uns gleich mit Aniko, Zsuzsa, Pali und seinem Sohn in einem unserer Lieblingslokale in Nagykanizsa zum Dödölle-Essen, auf ausdrücklichen Wunsch von Lisa. Die beiden machten die Fahrt innerhalb 3 Tagen - da haben sie sich diesen Wunsch natürlich redlich verdient. Tagsüber hatten sie bei 40 Grad Celcius sehr viele Hunde fotografiert und gefilmt. Alle waren schon recht erledigt. Es gab viel zu erzählen, wir hatten uns persönlich schon lange nicht mehr gesehen.
Nach dem leckeren Eieromelett am nächsten Morgen bei Laci ging es gestärkt in das Tierheim wo wir noch alle Pakete für Dombovar, Marlou (Gnadenhof Olivers) und auch für Mohács ausluden. Kata und Andras brachten wie immer die Hunde aus Szeged, Mohacs und Dombovar. Pünktlich sind die Mädchen losgefahren und meisterten die Fahrt mit guter Laune und Unterstützung von Börni ab Frankfurt bestens.
Ich verbrachte noch eine kurze Zeit im Tierheim, besprach noch einiges mit Kata und Andras und verbrachte den Rest des Tages am Balaton, wieder bei sehr heißen Temperaturen und Abends ging es auf eine ungarische Geburtstagsfeier. Dies war eigentlich mein einziger freier Tag in dieser Woche :-). Über den Transportverlauf hielt ich mich immer auf dem Laufenden, alles verlief bestens.
Am Sonntag fuhr ich dann Richtung Mohács, dort hatten wir einen Termin mit Noemi und Dr. Papp, der Leitung des Tierheimes Kutyataaar. Leider sind wir nicht bei jedem Besuch in Ungarn auch in Mohács, daher war es mir sehr wichtig wieder mal alle Leute zu sehen. Wir konnten viel besprechen bzgl. neuer Projekte wie z.B. Kastrationen mit Gutscheinen wie wir es schon in Dombovar handhaben. Dr. Papp führte mich durch das Tierheim und zeigte mir die neue Auslaufwiese und was sie dort künftig bauen möchten. Ein großer Zaun wird notwendig werden damit die Hunde auch mal richtig rennen können. Auch das Nachbarhaus des Tierheimes wird nun weiter ausgebaut, hier soll auch ähnlich wie in Nagykanizsa, ein Behandlungszimmer entstehen und ein Raum in dem operierte Hunde in Ruhe aufwachen können. Auch die Mitarbeiter sollen ein schöneres Pausenzimmer bekommen. Es muss noch viel gebaut und renoviert werden. Toll in Mohacs ist auch, daß Dr. Papp viele Leute kennt die etwas spenden konnten, wie z.B. Fenster oder Türen für das Haus. Fliesen bekam sie auch von einem Baumarkt - zwar verschiedene Modelle aber der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt :-) Thema war auch das verlassene Gebäude des Herosz-Tierheimes gleich gegenüber dem Tierheim Kutaytaaar. Wie toll wäre es diese Gebäude noch nutzen zu können, leider ist Herosz in dieser Beziehung nicht kooperativ und es ist nicht ganz klar, welchen Nutzen dieses Gebäude überhaupt noch für den Verein hat. Hunde gibt es dort schon lange nicht mehr. Der letzte Hund den es dort gab wurde quasi 2 Jahre lang in "Einzelhaft" gehalten. Kutyataaar setzte sich für das Tier ein, Herosz war nicht bereit den Hund zu übergeben - eines Tages war der Hund verschwunden, niemand weiß wo er hin kam. Für uns eine sehr fragwürdige Organisation!
Wie immer war auch unsere Vroni mit von der Partie und übersetzte wenn nötig. Ich merkte das ich langsam wieder etwas in die ungarische Sprache rein komme - hätte ich nur mehr Zeit dies zu vertiefen :-(
Im Tierheim selbst gab es leider Unmengen von Welpen, alle ausgesetzt auf der Strasse oder in den Weinbergen gefunden. Ich war sehr traurig angesichts der vielen kleinen Kerlchen, relativ jung und ohne Mutter.
Gespräche in Ungarn sind sehr wichtig, dadurch kann man so manches besser verstehen oder leider auch überhaupt nicht, da einiges in Deutschland gar nicht möglich wäre. So darf z.B. darf das Tierheim nur Hunde die auch in der Stadt Mohács gefunden werden aufnehmen. Die Dörfer um Mohacs herum befinden sich eigentlich im Niemandsland, keiner ist für diese Tiere zuständig. Es wurde einst von der Stadt Mohács eine Gebühr von den Dörfern gefordert um die Aufnahme von Tieren aus dem Umland abzusichern. Leider wurde diese häufig nicht gezahlt - Fazit ist: Die Stadt gibt Anweisung die Tiere aus den Dörfern nicht aufzunehmen, niemand kümmert sich somit um diese Hunde. Man kann sich dann vorstellen was passiert :-( entweder sie werden getötet, ausgesetzt oder bei irgendwelchen Supermärkten angebunden. Dann werden sie quasi “in Mohács gefunden” und müssen in das Tierheim gebracht werden. Ein sehr trauriger Zustand. Es war trotzdem mal wieder richtig schön in Mohács zu sein und mit allen Helfern ein paar schöne Stunden zu verbringen.
Nachmittags bin ich zurück nach Nagykanizsa gefahren, dort sollte gegen Abend Bille mit unserem mit Spenden vollgeladenen Scudo ankommen.
Da sich für die nachfolgenden Tage ein Überraschungsgast angemeldet hatte mussten wir unser ganzes Programm etwas umwerfen. Eigentlich wollte ich wieder mal das Tierheim in Paks besuchen, dort brachten wir vor 3 Jahren schon mal etliches an Futterspenden vorbei. Wir finanzierten dort eine Wasserpumpe und ich hätte einfach gerne mal wieder Erszi die Tierheimleiterin die leider sehr krank ist, und die Hunde gesehen. Futter ist dort immer notwendig und da unsere Tierheime mit normalen Hundefutter im Moment gut versorgt sind wollte ich einen Sonderposten an Futtersäcken vorbei bringen Leider klappte das zeitlich nicht mehr, Kata und Andras waren so lieb und brachten es nach Paks. Auch wenn es nur wenig für die ca. 300 Hunde dort war, freute sich Erszi sehr.
Im Tierheim in Nagykanizsa konnten auch Bille und ich noch Hunde für unsere HP aufnehmen, es warten ja immer wieder so tolle Fellnasen dort. Aber auch “Notfälle” sind uns leider wieder aufgefallen wie z.B. die kleine Irén. Sie stand fürchterlich unter Stress im Tierheim, war eigentlich nur steif in ihrem Zwinger und fing an sich im Kreis zu drehen und in den Schwanz zu beißen wenn man sie kraulte. Ihre Zitzen war sehr ausgeprägt. Was muss diese kleine Hündin schon alles erlebt haben?
Oder Buksi, eigentlich ein wundervoller Rüde, geht wunderbar an der Leine, hat bereits Zwingerkoller weil er einfach komplett unterfordert ist. In der Quarantäne warteten auch wieder viele tolle Tiere. Ludmilla eine wunderschöne Hündin, die immer hinter der Hütte verschwand sobald man in die Nähe ihres Zwingers kam. Bim, der eigentlich so toll ist, und ihn niemand haben will. Oder Auch Szöcksze - seit Welpenalter ist er im Tierheim. Geht super an der Leine, unterwirft sich sofort. Eigentlich ein wunderschöner Traumhund! Warum will ihn niemand?
Es freute uns besonders, daß die von TIN finanzierte Katzenvoliere aufgestellt werden konnte. Vorher wurden alle Kätzchen, bis sie etwas heimisch auf dem Gelände wurden, in einen Vogelkäfig gesperrt. Man kann sich vorstellen, daß dort nicht viele Tiere überlebten :-(
Welpen waren nicht viele im Tierheim, zum Glück. Für die anstehende Kastrationsaktion haben sich auch wieder sehr viele Leute angemeldet. Auch wenn die Selbstbeteiligung diesmal etwas höher ausfällt ist die Teilnahme trotzdem wieder sehr gefragt.
Der besagte Überraschungsgast traf in der Zwischenzeit auch ein (wer das war werden wir noch zum passenden Zeitpunkt bekannt geben) Nachdem wir dann noch einige Gespräche zusammen mit der Tierheimleitung hatten verbrachten wir einen sehr lustigen Abend bei Zsuzsa zuhause um die Kunst des Dödölle-Kochens zu erlernen.
Mittlerweile war es Freitag und zusammen mit unserem Gast fuhren wir nach Dombovar. Es gab viel zu erzählen und als wir in der Tötung ankamen waren wir geschockt wieviele Tiere sich dort befanden. 9 Vizsla-Mix-Welpen in einem Zwinger - wenn sie grösser werden müssen sie dringend aufgeteilt werden aber wie wenn so viele Hunde noch da sind? Der Welpenauslauf den wir mitgebracht haben, wurde gleich mit einem Wurf belegt. Hier können sie spielen und toben. Jenö - ein Schäfermix, wir gingen mit ihm in den Auslauf. Ein Traumhund - wer ihn bekommt hat einen 6-er im Lotto. Oder die Staffs, Franco, so ein toller Kerl, Rambo ein wunderschönes Tier. Und soviele kleine, neue Hunde in den winzigen Quarantänezwingern. Sie tun mir so leid :-((( Aber es ist so toll, daß dort soviele Helfer sind die sich um alle Hunde kümmern und besonders an Kata und Andras, die unermüdlich jeden Tag die Tiere dort betreuen. Wir machten noch ein paar Filme und mussten dann zurück nach Nagykanizsa. Dort begann um 15.00 Uhr die 20-Jahres-Feier des Vereines “Eletter”.
Pünktlich um 15 Uhr waren wir dann im Spiegelsaal eines schönen alten historischen Gebäudes in der Innenstadt. Zsuzsa hielt eine Rede und es wurden Filme vom Tierheim gezeigt. Es war früher eine Tötungsstation, die von Aniko und Zsuzsa umfunktioniert wurde in ein Tierheim. Die Stadt stellte den Frauen hierfür ein Gelände zur Verfügung. Bald wurde der Platz zu klein und sie zogen um auf das jetzige Gelände, das war im Jahr 2006. Mit der Unterstützung der Stadt, einigen anderen Helfern aus Nagykanizsa und letztendlich durch die Hilfe von Tierheimleben in Not e.V., konnte vieles vor Ort geschaffen werden und auch die hohe Anzahl der Tiere kontinuierlich reduziert werden. Auch konnten wir dabei helfen, das Welpensterben durch Gaben von Parvo-Serum zu dezimieren. Mit dem gebauten Tierärztehaus ist schnellere Behandlung direkt vor Ort möglich.
Es wurde auch der ungarische Tierschutzpreis verliehen, der Uszkár Dij. Diesen erhielten ehemalige Helfer die sich viel für die Tiere einsetzten und beim Aufbau des Tierheimes beteiligt waren. Auch TIN bekam diesen Preis verliehen, das freute uns natürlich sehr. Aber ganz besonders freuten wir uns für Jenny, die sich so sehr für die Katzen im Tierheim einsetzt. Sie war auch sehr glücklich daß ihre Arbeit solche Anerkennung fand.
Unter diesem Link kann man mehr von der Feier sehen: http://www.tierheimleben-in-not.de/391.html
Am nächsten Tag ging es dann für Bille und mich auch wieder zurück nach Deutschland. Wir luden in den Scudo unsere Hunde für die Tierhilfe Franken e.V. ein und ich entschloss mich, die kleine Irén mitzunehmen. Sie tat uns so unendlich leid, was sollte dort mit ihr sonst noch werden? Sie würde sicher im wahrsten Sinne des Wortes im Tierheim “durchdrehen”. Hier trafen wir dann auch Ella die uns drei Hunde aus Mohacs und Szeged brachte.
Wir verbrachten eine lustige, interessante und auch sehr emotionale Woche in Ungarn. Ich und Bille konnten in Ruhe viel besprechen - diese Zeit fehlt uns im Alltag recht häufig. Wir kamen zu der Erkenntnis, wir sind zwar ein winziger “Haufen” aber jetzt ein wirklich gutes Team das Hand in Hand arbeitet. Wir finden es immer wieder wichtig als guter Vermittler auf jeden Fall vor Ort in Ungarn gewesen zu sein, nur so kann man sich ein Bild von er Situation, den Tieren und auch den Menschen dort machen.
Besonderes Lob an Birte und Lisa die diese Fahrt super durchführten. Birte die von allen die längste Strecke auf sich nahm - innerhalb drei Tagen über 2600 km zurück legte. Danke auch an Börni, der Lisa ablöste und Birte mit guter Laune noch bei der Reststrecke unterstützte und das Auto sicher wieder in seinen Heimathafen brachte :)
Danke auch an Bille mit der ich immer wieder tolle Tage in Ungarn verbringe, es nie langweilig wird und wir immer wieder trotz all den Anstrengungen in Ungarn und leider auch in Deutschland, viel lachen können, und die mich aus vielen “Tiefs” in letzter Zeit wieder heraus holte. Tierschutz wird leider häufig zu “Tierschmutz” da man viel mit Menschen zu tun hat, die Tiere selbst sind nicht das Problem.
Ich seid ein tolles Team, damit meine ich auch alle unsere Helfer in D die uns bei den Anzeigen, Vor- und Nachkontrollen immer kräftig unterstützen! Herzlich bedanken möchte ich mich auch noch bei allen die uns immer die tollen Spendenpakete zukommen lassen die wir auch jetzt wieder in Ungarn übergeben durften. Ganz lieben Dank! Und auch bei den Spendern - ohne die eine Durchführung von Projekten in Ungarn überhaupt nicht möglich wäre! Sabine :-)
P.S. Auch von unserem Überraschungsgast verabschiedeten wir uns am Samstag mit dem wir eine ganz neue Erfahrung sammeln konnten. Es war toll und sehr interessant. Hierüber werden wir zum richtigen Zeitpunkt gesondert berichten.