Meine Reise mit TIN nach Ungarn
Am Dienstagmorgen war es endlich soweit, die Reise mit TIN nach Ungarn sollte beginnen. Aufgeregt stand ich gegen 10Uhr am Frankfurter Flughafen, wo mich Peter, der Fahrer von TIN abholte. Da ich mir im Vorfeld nicht ganz schlüssig war, was ich alles einpacken sollte, war meine Tasche dementsprechend schwer, laut Peter, hatte ich wohl meinen ganzen „Hausstand“ dabei ;-) Nachdem wir noch zwei Stopps einlegen mussten, um weitere Spenden einzusammeln, fuhren wir endlich nach Ungarn los. Ich war erstaunt, wie viele tolle Spenden wir in dem Transporter dabei hatten. Spät am Abend kamen wir in Nagykanizsa in einer sehr sauberen und schönen Pension an. Der Inhaber war sehr freundlich und sprach dazu sehr gut deutsch. Auf der Veranda haben bereits Sabine und Bille gut gelaunt auf uns gewartet. Ich habe mich sehr gefreut, die beiden kennenzulernen und war erleichtert, auf so zwei nette und vor allem lustige Frauen zu treffen. Ich habe mich sofort wohl gefühlt und wusste, dass diese Reise eine spannende und tolle Zeit werden würde.
Am kommenden Morgen fuhren wir in das Tierheim nach Nagykanizsa. Natürlich habe ich im Vorfeld Bilder von dem Tierheim und den Hunden auf der Homepage gesehen, doch wenn man dann selbst vor Ort ist, merkt man, dass die Bilder nicht annähernd das einfangen können, auf was man dort antrifft. Von der Tatsache mal abgesehen, dass auf Bildern weder Geruch, noch das permanent herrschende Bellen und Gekläffe vermittelt werden kann.
Im ersten Moment musste ich natürlich schlucken. Aber dann dachte ich mir, rumstehen und jammern hilft niemandem und den Hunden sowieso nicht, so dass ich mich an Bille und Sabine gehängt habe, damit sie mir sagen, was ich tun kann. Zuerst haben wir fast alle Spenden ausgeladen, ein Teil sollte noch nach Dombovar und den Gnadenhof gebracht werden. Nach und nach haben Bille, Sabine und ich die Hunde aus den Zwingern geholt und versucht, sie von ihrer „Schokoladenseite“ zu fotografieren und zu filmen, damit wir sie auf die Homepage zur Vermittlung stellen können. Ich muss sagen, auch ich habe dem Irrglauben unterlegen, dass die Hunde dort vielleicht nicht so „freundlich“ sein könnten, auch in Anbetracht der Tatsache, dass sie durch ihre teilweise unschönen Erlebnisse allen Grund dazu hätten. Doch es hat mich wirklich überwältigt wie unfassbar freundlich, liebevoll, anhänglich, zutraulich und vor allem verschmust diese Hunde sind. Sie sprühen vor Lebensfreude und sind dankbar und glücklich, wenn man sie nach draußen auf die Wiese holt und ihnen Zuwendung und Aufmerksamkeit, für sie ganz alleine schenkt. Ein freundliches Wort oder eine Berührung auch durch den Zwinger, löste „Schwanzwedeln“ aus, dass man selbst ein Lächeln ins Gesicht gezaubert bekommt. Ich hatte sehr viel Spaß dabei und hätte am liebsten jeden Hund eingepackt und mitgenommen. Das Faszinierende war, dass ich einige Hunde von den Bildern auf der Homepage „kannte“ und ich mich rein optisch und teilweise auch von den Beschreibungen her nie für sie interessiert hätte. Doch dann erlebt man diese Hunde und sie ziehen einen so in den Bann, dass man gar nicht mehr verstehen kann, dass dieser Hund nicht infrage gekommen wäre.
Während Bille und ich weiter mit den Hunden beschäftigt waren, hatte Sabine einiges mit der Tierheimleitung besprochen, bis wir dann gegen vier Uhr das Tierheim verließen, da die Mitarbeiter dann Feierabend haben und das Tierheim geschlossen wird.
Am Abend waren wir gemeinsam mit Pali, dem Dolmetscher und seinen beiden, sehr lieben Kindern (+ Staff-Mix Foltos) am Balaton und anschließend etwas Essen. Es war sehr schön Ungarn auch außerhalb des Tierheims zu erleben und es machte es mir leichter, die Eindrücke, die man am Morgen im Tierheim gewonnen hatte, zu verarbeiten.
Am Abend kamen Michelle und Anke in der Pension an. Die zwei wollten uns in den kommenden Tagen im Tierheim unterstützen, sodass die Truppe jetzt vollständig war. In den kommenden zwei Tagen haben wir die Zeit im Tierheim verbracht und haben viele Tiere vor die Kamera bekommen. Besonders schwer fiel es mir in die Quarantänestation zu gehen. Dort befanden sich bereits seit einer Woche Hunde aus Dombovar auf Pension weil die dortige Tötung überfüllt ist. Einige davon würden wir am Freitag nach Deutschland mitnehmen. In der Quarantäne haben die Hunde kaum Platz sich groß zu bewegen, des Weiteren ist alles verschlossen, kein Fenster etc. Jeder Hund, der im Tierheim ankommt muss hier 2 Wochen verbringen, bis er nach draußen in einen Zwinger darf. Natürlich verstehe ich, dass die Hunde erst einmal isoliert werden müssen, bis ausgeschlossen werden kann, dass sie irgendwelche Krankheiten einschleppen, jedoch muss einem auch klar sein, dass die Hunde dort drin einiges aushalten müssen und die Stimmung dementsprechend ist. Eine weitere Rolle spielen die Welpen, die leider aufgrund der Bedingungen im Tierheim schlechte Überlebenschancen haben. Es fehlt einfach das Wissen und entsprechende Verständnis im Umgang und der Haltung von Welpen. Jedoch wurde bereits mit dem Bau eines Welpenhauses begonnen und Sabine und Bille konnten erreichen, dass alle Welpen und Junghunde die in das Tierheim kommen, gleich gegen Pavo geimpft werden, was ein großer Fortschritt bedeutet!
Die Abende verbrachten wir in verschiedenen schönen Lokalen, bei gutem Essen. Meistens war Pali dabei, sodass Zeit war, mit ihm über das Tierheim zu sprechen und er dies dann der Tierheimleitung mitteilen konnte. Die Stimmung war immer sehr gut am Tisch und es gab einiges zu lachen. Wenn man sich gut versteht und in eine Richtung blickt, erleichtert das die Arbeit im Tierheim enorm. Es ist wichtig, nicht nur zu sehen was nicht klappt, sondern auch die Fortschritte und kleinen Veränderungen zu registrieren.
Am letzten Tag mussten wir mit den Hunden, die ursprünglich aus Dombovar stammten noch einmal zurück in die Tötung, da der Amtstierarzt die Tiere noch einmal sehen wollte. Leider bedeutete das für die Hunde unnötige Zeit, die sie länger in den Boxen verbringen müssen. Doch da mussten wir alle jetzt durch. In Dombovar angekommen, kontrollierte der Amtstierarzt die Chipnummern und Pässe und gab schließlich sein Ok. Währenddessen haben wir die restlichen Spenden ausgeladen und machten eine kurze Besichtigung in der Tötung. Die Tötung ist viel, viel kleiner als das Tierheim in Nagykanizsa. Die Tiere leben dort in sehr kleinen Zwingern und sind teilweise der Sonne und jeglichem Wetter hilflos ausgesetzt. Der Anblick war schon sehr traurig, aber ich wusste, dass wir sehr viele auf der nächsten Fahrt mitnehmen würden, was zur Folge hat, dass man seinen Blick wieder nach vorne richtet und die Hoffnung hat, dass die Tiere diese Erfahrungen ganz bald hinter sich lassen werden.
Seit zehn Uhr saßen bereits die ersten Hunde im Transporter. Gegen halb vier waren wir wieder zurück in Nagy angekommen und haben begonnen die Tiere zu verladen. Ein paar Mitarbeiter aus dem Tierheim waren da und haben sich von den Hunden verabschiedet. Ganz begeistert war ich von Detti, die die Hunde wirklich alle gute kennt und uns auch etwas über die jeweilige Geschichte des Hundes erzählen konnte, was für die Arbeit von TIN sehr wertvoll ist. Ihr hängen die Tiere sehr am Herzen und sie versucht das Beste aus der Situation zu machen. Als um vier Uhr alle Hunde in ihren Transportboxen saßen, verabschiedeten wir uns von allen und fuhren Richtung Heimat. Auf dem Rückweg hatte uns Marlou noch zwei Dackelwelpen aus Mohacs gebracht, sodass wir uns und den Hunden diese lange Fahrt ersparen konnten. Kurz bevor wir abgefahren sind, war ich noch einmal bei einer Hündin, die ich sehr ins Herz geschlossen habe und leider nicht mitnehmen konnte. Es macht einen sehr traurig, wenn man weiß, dass man sie und auch viele andere Hunde hier zurücklassen muss. Ich hoffe, dass ich im Oktober wieder mitfahren kann und ich weiß jetzt schon, dass mein erster Weg zu ihrem Zwinger sein wird!
Die Räder rollten los und ich war aufgeregt und voller Vorfreude auf den Moment, wenn wir die Hunde endlich aus den Boxen holen und ihren neuen Besitzern in ein besseres Leben übergeben würden. Die Fahrt war sehr lang und anstrengend. Der kleine Bence war zu anfangs etwas nervös und hat das durch Bellen deutlich gemacht. Nach dem wir jedoch zehn Minuten gefahren waren, hatte er sich beruhigt und es herrschte angenehme Stille und Ruhe im Transporter.
Unsere erste Haltestation war auf dem Rastplatz Bayerischer Wald. Wir wurden bereits sehnlichst erwartet ;-) Ich habe mich sehr gefreut, in all diese strahlenden Gesichter zu blicken, die es kaum erwarten können, dass sie ihren Hund in Empfang zu nehmen. Dieser Moment, wenn die neuen Familien ihren Hund bekommen und die Hunde sich so sehr freuen, endlich nach draußen zu dürfen, ist mit nichts aufzuwiegen und man weiß, warum man das alles macht!
An den weiteren Stationen haben wir immer wieder Hunde ausgeladen und an freudige Adoptanten übergeben. An der vorletzten Haltestation endete meine Reise, da ich dann in die andere Richtung nach Hause fuhr. Ein sehr nettes Paar, das die gleiche Richtung wie ich hatte, hatte sich bereit erklärt, mich mitzunehmen. Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle! Am Ende der Autofahrt wusste ich, dass Bobo ein gutes Zuhause haben würde ;-)
Um sieben Uhr morgens war ich dann endlich auch in meinem Bett angekommen. Ich dachte noch viel an die Hunde und an meine kleine Maus, die ich zurücklassen musste, aber ich weiß, dass ich sie wiedersehen werde und vielleicht kann ich dann auch zu ihr sagen, dass diesmal eine Box für sie reserviert ist !
Es war eine großartige Fahrt mit ganz tollen, engagierten Menschen, mit viel Traurigem, aber auch sehr viel Schönem, sodass mir diese Fahrt immer in Erinnerung bleiben wird.
Ich danke Peter, Sabine, Bille und Anke, dass sie mich mitgenommen haben und mir so viel von der Tierschutzorganisation TIN, den Tierheimen, Ungarn und den Hunden näher gebracht haben. Ihr habt meine Hochachtung, dass ihr so viel Zeit, Energie und Engagement in diese Arbeit investiert und dabei niemals die Hoffnung und Freude verliert!
Den Adoptanten wünsche ich ganz viel Spaß mit ihrem neuen Familienmitglied und danke Ihnen, dass Sie den Mut hatten, sich für einen Hund aus Ungarn zu entscheiden! Ich kann sagen, ich habe einen Transporter gefahren, in dem sich in jeder einzelnen Box ein Goldschatz befand ;-)
Viele liebe Grüße
Lisa